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  • AutorenbildUlla Grans

Meine stillen Tage im Kloster

"Je stiller du wirst, umso mehr kannst du hören."

(Ram Dass)


Anfang des Jahres wurde mein innerer Ruf nach absoluter Stille in mir laut. Was ja schon ein Widerspruch in sich ist. Wie kann denn der Ruf nach Stille laut werden? Vielleicht in dem man die leisen Töne hin und wieder überhört?


Seit einigen Jahren trieb mich der Gedanke um, einmal in Stille mit mir zu sein. Ich traute mich jedoch nicht. Die Vorstellung von mehrtägiger Stille und dann noch in einem Kloster war außerhalb meiner Komfortzone.



Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf


  • Kann ich das überhaupt aushalten?

  • Was wird meine Familie sagen, wenn ich drei Tage einfach nicht erreichbar bin?

  • Was kommt da auf mich zu?

  • Wie wird es wohl sein im Kloster?

  • Will ich das wirklich?

  • Möchte ich mehr von mir hören?

  • Möchte ich ehrliche Antworten auf meine Fragen bekommen oder ist es nicht doch einfacher, mich weiter abzulenken und in meinem Insta-Feed spazieren zu gehen?


All diese Fragen habe ich mir vor meiner Entscheidung gestellt. Nach einem anstrengenden Dezember war es dann Anfang des Jahres so weit. Ich habe mich getraut, ein Wochenende in einem Kloster auf einem Yoga-Stille-Retreat zu verbringen. Im Text stand: „Ich biete dir eine Auszeit voller Achtsamkeit, Ruhe und Entschleunigung in einer wunderbaren Umgebung. Schweigen, Meditation…


Ich drückte auf den „Jetzt buchen“ – Button


Drei Tage nur für mich sein. Stille, sanftes Yoga, Mediation. Zusätzlich wollte ich für diese Tage mein Handy und Laptop ausschalten. Huiuiui, das fühlte sich im Vorfeld nach einer Herausforderung an. Gleichzeitig rutschte mir schon mit der Anmeldung eine Portion Anspannung von den Schultern.


Ende Januar ging es endlich ins Kloster


Ich fuhr nach einem hektischen Arbeitstag aus dem Ruhrgebiet raus aufs Land und tauchte ein in die Stille.


Dicke, schwere Klostermauern empfingen mich. Ein langer roter Sisalteppich führte durch einen schier endlosen Gang. Links und rechts hingen Gemälde von Heiligen. Es war still. Mich verschluckte sofort die Atmosphäre dieses besonderen Ortes. Ich stieg die ausgelatschten, alten Holztreppenstufen nach oben bis unters Dach. Dort war der „Johannes Paul der II. – Raum“, indem wir nun sehr häufig sein würden. Wir, das waren die Gruppe von 11 Frauen und Männern plus Beate, unserer Lehrerin für dieses Wochenende. Ich wurde freundlich und warm von Beate empfangen. Elf TeilnehmerInnen saßen schon entspannt auf ihren Yogamatten. Wir sollten jeder eine von ihr ausgelegte Karte als Wegweiser für dieses Wochenende ziehen. Ich zog die Karte „Selbstliebe“. Welch eine Überraschung. Das ging ja gut los.


Ich fühlte mich sofort wohl und hätte direkt bei der ersten Mediation auf meiner Matte liegen bleiben können. Alles in mir schrie laut: „Ja, mehr davon! Mehr liegen, mehr nichts tun, mehr vorgelesen bekommen.“

Der Tagesablauf war durch die drei Mahlzeiten (bei denen übrigens gesprochen werden durfte) um 8:00/ 12:00 / 18:00 Uhr im Kloster vorgegeben. Dazwischen gab es Yoga- und Mediationseinheiten, Tiefenentspannung und kleine Gruppenübungen. Und viel freie Zeit zum Lesen, Schreiben, Schlafen war in Fülle einfach so da. Ich brauchte mich nur in die Tagesstruktur einfinden und wurde von dieser, der wunderbaren Gruppe und der Klosteratmossphäre durch das Wochenende getragen.


Ich habe noch so viel, wie an diesem Wochenende meditiert, geatmet, Gedanken losgelassen, meinen „jumping monkey“ im Zaum gehalten und vor allem den Mund gehalten!




Einfach mal ruhig sein, keine Wörter den Raum überfüllen zu lassen. Nichts sagen, wo es nichts zu sagen gibt. Keinen small talk, den ich sowieso nicht gut kann. Sich zurückziehen, weil dieses ausdrücklich gewollt ist. In Frieden sein, mit mir, den anderen, der Welt da draußen. Nichts wollen, außer diesen Moment mit mir haben.


Soweit so gut.

Bis hierher hört sich das ja alles easy an. Doch am zweiten Tag, nach 10! Stunden tiefen Schlaf wurde mein Kopf bei einer Meditation immer lauter und ich bekam von jetzt auf gleich starke Kopfschmerzen, die ich sonst nie habe. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass da etwas außer Kontrolle geriet. Was war das denn? Bekomme ich jetzt hier Kopfschmerzen, die ich vorher nie hatte? Ich bekam einen leisen Anflug von Panik. Ich atmete in meinen Kopf hinein. Ich konzentrierte mich einmal mehr auf die Stille um mich herum, trank viel Wasser und legte mich in Ruhe auf meine Matte. Ganz langsam ging der Schmerz im Kopf vorüber. Das war der Anfang einer eher unruhigen Nacht.


Am Abend und in der Nacht kamen Fragen und Gedanken in mir hoch, wie kleine Geister schwirrten sie um mich herum und wollten meine Stille stören. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Atmung, sah mir die kleinen Geister an und schlief langsam in meinem Klosterbett ein, um kurze Zeit später wieder aufzuwachen.


Die Nacht war unruhig, ich stand zwischendurch auf und schrieb in mein Notizbuch. Ich schrieb einfach alles auf, was mir in den Sinn kam. Wie hatte ich das vermisst. Früher habe ich häufig geschrieben. Es war, als ob da etwas heraus möchte, was im Alltag keinen Platz hatte. Mein Bleistift tanzte wie von selbst über das leere Blatt.




Meine Lebensthemen „Familie‘“, „Veränderung“, „Freiheit“ suchten sich ihren Weg.

  • Was möchte noch so alles aus mir heraus?

  • Wie möchte ich leben?

  • Wo möchte ich sein?

  • Wie werden mein Mann und ich unsere Zukunft als Paar gestalten, jetzt wo die Kinder aus dem Haus sind?

  • Wie geht eigentlich alt werden?

  • Was sind meine großen Träume, die da auf mich warten?

  • Wie geht’s mir denn so alleine?

  • Welche Gefühle kommen denn da hoch?

Um nur einige Fragen dieser Nacht zu nennen.


Aber wisst ihr was? Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einfach so viel Zeit für mich, für meine Gedanken und für meine Stille hatte. Nein, ich habe nicht auf alle Fragen sofort eine Antwort bekommen. Manche Fragen werden auch noch länger auf eine Antwort warten müssen. Wie schrieb Rainer Maria Rilke in einem Gedicht?


„Lebe jetzt die Fragen! Vielleicht lebst du dann allmählich, eines fernen Tages in die Antwort hinein.“


Um in die Antworten hinein leben zu können, benötige ich meine Ruhe, Stille im Innen und im Außen, Menschen um mich herum, deren Grenzen ich wahre und die meine Grenzen spüren und einen Ort abseits meines Alltags. Ich habe einmal mehr gespürt, dass ich gerne mit mir bin und immer wohlwollender mit mir werde. Ich spürte Glück in kleinen Dingen bei gemeinsamen Spaziergängen in Stille. Ich entdeckte eine tiefere Schicht in mir und ich wünsche mir, dass ich mir kleine oder auch größere Auszeiten mehrmals im Jahr schenke. Immer dann, wenn ich anfange, meine innere Stimme beiseite zu schieben….


Ich möchte dich mit meinen Zeilen dazu anregen, deine Komfortzone hier und da zu verlassen, um die Dinge zu tun, die du dir schon lange wünschst und immer Gründe findest, warum das jetzt gerade nicht geht.

  • "Die Kinder sind noch so klein."

  • "Ich habe keine Zeit."

  • "Das Geld reicht gerade nicht.

  • "Ich traue mich nicht."

  • "Mir gehts doch gut."

Deine Komfortzone ist dazu da, sich auszudehnen, damit du Lebendigkeit, Liebe, Lust und Leichtigkeit spüren darfst.


Kleine Auszeiten reichen oft schon, einmal den Fokus nach innen zu richten und zu lauschen, welche Antworten so nach oben kommen.


Was sind deine Impulse, wenn du diese Worte liest?

Was liegt bei dir schon lange auf deiner Traumliste ganz oben und wartet nur darauf loszulegen?


Wenn du mehr über mein Wochenende im Kloster erfahren möchtest, nimm gerne Kontakt zu mir auf. Ich freue mich von dir zu hören.


Dein Ändern Leben!


Herzlich, Deine Ulla

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