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AutorenbildUlla Grans

Ehrliche Weihnachten -

Echte Momente statt Harmonie um jeden Preis


 

Weihnachten ist weit mehr als ein Fest der Gegenwart – Weihnachten ist auch immer eine Zeit des Rückblicks. Wir spüren unsere Wurzeln, erinnern uns an Menschen und deren Geschichten, die uns geprägt haben. Ob man will oder nicht, diese Zeit lädt dazu ein, auf unsere Herkunft zu schauen, uns mit den Generationen vor uns auseinanderzusetzen, um zu verstehen, was uns in der Gegenwart bewegt.

 

Warum unsere Wurzeln wichtig sind


Unsere Wurzeln – die Geschichten unserer Ahnen, die Dynamiken unserer Familien, die Werte und Muster, die uns geprägt haben – beeinflussen uns oft mehr, als wir es wahrhaben wollen. Gerade an Weihnachten, wenn viele von uns Zeit mit der Familie verbringen, wird deutlich, wie stark diese Verbindungen unser heutiges Leben formen. Vielleicht begegnen uns alte Konflikte oder Erwartungen. Vielleicht fühlen wir uns plötzlich wieder wie das Kind, das alles richtig machen möchte. Oder wir spüren einen Schmerz, der uns an Verluste oder unaufgelöste Themen erinnert.

 

Sich mit diesen Wurzeln auseinanderzusetzen, bedeutet, ehrlich zu sich selbst zu sein. Es bedeutet, hinzuschauen, welche Geschichten und Überzeugungen du aus deiner Herkunftsfamilie mitträgst. Was hat dich gestärkt, und was hemmt dich vielleicht bis heute? Welche Erwartungen, Werte oder Traditionen folgst du, die vielleicht gar nicht mehr zu dir passen?

 

Wir kommen nicht als unbeschriebene, weiße Blätter auf die Welt. Wenn wir geboren werden, tragen wir bereits die Geschichten und Erlebnisse unserer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern in uns. Sie sind uns nicht bewusst und wirken dennoch. Oftmals sind es Stimmungen, das nicht Gesagte, Empfindungen, Blicke, Gesten, die wir als Kinder nicht deuten können und die trotzdem in uns wirken.

 

Wenn man jung ist, möchte man meist nicht so viel über die Vergangenheit wissen. Im Gegenteil, man möchte sein eigenes Ding machen und möglichst ganz anders sein als die Eltern oder Großeltern. Und doch gibt es vielleicht eine Verwirrung, eine Stimmung bei Familientreffen, ein Thema, bei denen ein Elternteil immer ausweicht, ein Witz wird an Stellen gemacht, die eigentlich nicht lustig sind, um über unbequeme Themen hinweg zu gehen.

 

Das sind die Momente, bei denen wir spüren -

"Achtung! Hier bitte nicht weiter graben."


Ich habe diese Verwirrung als Kind in mir immer dann gespürt, wenn es um Verwandtschaftsverhältnisse ging. Wer gehört zu wem? Wer stammt von wem ab? Welche Geschichten werden von den Vorfahren erzählt? Welche Geschichten gehören denn zu mir und meinen Wurzeln?

In der Patchworkfamilie, in der ich aufwuchs, gab es aufgrund der Zusammensetzung verschiedene Erzählungen, die man sich z.B. an Weihnachten erzählte. Ich konnte als Kind diese Anekdoten nicht zuordnen und wusste lange nicht, welche Anekdoten gehören denn jetzt zu mir. Ist das mein Opa, von dem da gerade erzählt wird? Wie ist es denn mit der lustigen Tante? Bin ich auch so lustig wie sie? Wo sind denn meine Vorfahren eigentlich?

 



Mir war klar, dass ich all diese Fragen nicht stellen durfte. Ich habe das gespürt. Es sollte alles so sein, wie in einer „normalen“ Familie. Da hätte so eine Frage, die Diversität der Familie aufgedeckt und das war nicht gewünscht.

 

Und genau diese Momente lassen uns in der Regel nicht mehr los. Sie kommen wieder, sie zeigen sich, wollen gesehen und gehört werden.

 

Ich habe später angefangen, mich auf die Suche zu begeben. Dazu habe ich die Menschen in meinem familiären Umfeld befragt, zu denen ich Vertrauen hatte. Ich habe immer wieder nachgefragt und mich nicht von dem Schleier, der über den Anekdoten lag, beirren lassen. So hat sich für mich nach und nach ein Bild gezeigt, was der Realität entsprach. Manche Antworten waren schmerzhaft, andere dafür umso leichter. Einige Gespräche waren sehr intensiv und emotional sehr nah. So bin ich meinen Wurzeln mehr und mehr auf die Spur gekommen!

 

Um nach vorne zu schauen, führt kein Weg daran vorbei, zurückzusehen!

Das Zurück gehen hilft, um voller Hoffnung wieder nach vorne zu sehen!

 

Verschließen wir uns vor unseren Wurzeln, bleibt ein Stück von uns im Dunkeln zurück und lässt uns mit einem Bein in der Vergangenheit bleiben. Dann fällt es uns schwer, nach vorne zu blicken und beschwingt unseren Weg zu gehen. Wir brauchen die Wurzeln als Teil unserer emotionalen Sicherheit.Gerade jetzt in der Weihnachtszeit treffen wir uns mit unseren Familien, sitzen zusammen und reden. Wenn du dir nicht im Klaren über deine Wurzeln bist, wenn immer wieder Fragen in dir auftauchen, wenn es da ein Gefühl gibt, eine Unsicherheit, ein Schleier...dann mache dich auf deinen Weg. Stell Fragen, sei interessiert, grabe vorsichtig die obere Erdschicht ab, schau was darunter liegt.

Wenn Du aber das Gefühl hast, dass dich das Graben überfordert und du nicht bereit bist und dein Herz dir sagt, das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, dann lass es.

 

Die Betrachtung der Wurzeln sollte in Frieden geschehen und im guten Kontakt mit uns selbst! Da gilt es nichts zu überstürzen, sondern gut auf sich aufzupassen. Das gerade Gehörte bei der Feier erstmal sacken zu lassen. Die eigenen Gefühle zu sortieren und gut auf sie zu hören!

 



Ehrlichkeit als Schlüssel zu authentischen Weihnachten


Wenn wir beginnen, unsere Wurzeln zu verstehen, können wir auch erkennen, was wir bewusst anders machen möchten. Ehrliche Weihnachten beginnen mit der Ehrlichkeit zu uns selbst: Was brauche ich wirklich? Was wünsche ich mir von diesem Fest? Was kann ich loslassen, um die Feiertage freier und friedlicher zu gestalten? Wo möchte ich was geben? Was darf an Ritualen bleiben?

 

Authentische Weihnachten bedeuten nicht, dass alles perfekt sein muss. Sie bedeuten, dass wir uns selbst treu bleiben. Dass wir uns erlauben, nein zu sagen, wenn etwas nicht stimmig ist. Dass wir uns trauen, unsere Wünsche und Grenzen klar zu kommunizieren – auch wenn das vielleicht ungewohnt ist. Und dass wir uns selbst mit all unseren Gefühlen annehmen, ob sie nun festlich und fröhlich sind oder schwer und nachdenklich.

 

Von den Wurzeln zur Verbindung


Wenn wir den Mut haben, unsere Herkunft anzuschauen, gewinnen wir nicht nur Klarheit über uns selbst, sondern auch über die Verbindungen zu anderen. Wir erkennen, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind, und können gleichzeitig entscheiden, wie wir diese Verbindungen gestalten möchten. Es entsteht Raum für echte Begegnung – fernab von oberflächlichen Höflichkeiten oder festgefahrenen Ritualen.

 

So kann Weihnachten zu einer Zeit werden, in der wir nicht nur schenken und feiern, sondern auch bewusst in uns hineinspüren und echte, tiefe Verbindungen schaffen. Mit uns selbst, mit unseren Liebsten und mit den Geschichten, die uns geprägt haben.

In diesem Sinne wünsche ich euch allein eine entspannte Vorweihnachtszeit und ehrliche Weihnachten!

 

Eure Ulla

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